23.08.2018

Besuch im Spatzenhof…


Am 11. April hatten wir bei uns im Spatzenhof Besuch der Firma Willmann/Paxan. Herr Edgar Dadischeck hat einen mega tollen Bericht geschrieben den ich euch nicht vorenthalten möchte.
Ich selbst habe noch niemals einen so liebevollen, treffenden und aussagekräftigen Bericht gelesen und ziehe vor dem Auto Edgar Dadischeck meinen Hut. Bravo und herzlichen DANK.
 
———-Beginn des Berichtes———-
 
Auf knapp 500m Höhe im Naturraum Schwäbisch-Fränkische Waldberge inmitten des Mainhardter Waldes liegt die Honigmanufaktur Spatzenhof nahe der 6000 Seelen Gemeinde Wüstenrot. Nicht nur durch ihre Bausparkasse bekannt, sondern auch durch ihre Nähe zum Obergermanischen-Raetischen Limes, ein über 500 km langer Abschnitt der ehemaligen Außengrenze des Römischen Reichs zwischen Rhein und Donau, als ein Bodendenkmal bekannt und seit 2005 Weltkulturerbe der UNESCO.
In dieser idyllischen, artenreichen Landschaft arbeitet Imkermeister Markus Schwarz in den 2014 neu erstellten Gebäuden des Hofes.
Mittwochs im Frühling.
Explosionsartig ist der Frühling erwacht und die emsigen Nektarsucher schwärmen aus, also, auf geht´s zu einem Ausflug auf den Spatzenhof in Wüstenrot. Dort sind nicht nur die Bienen fleißig am Werk, auch der umtriebige Imkermeister trifft die letzten Vorkehrungen zum anstehenden Tag der offenen Imkerei.
Kaum angekommen bewundern wir schon die angesäte Blütenwiese hinter der Lager- und Verarbeitungshalle, auf der einige Großraumbeuten stehen. Es summt und surrt an den Fluglöchern. Die Bienen haben den frühjährlichen Reinigungsflug hinter sich und bringen die ersten Pollen zurück zum Stock. Hier verkosten wir schon das erste Erzeugnis des Spatzenhofes, frisch geerntete Blütenpollen. Ein besonderer Geschmack und ein besonderes Erlebnis. Die meisten in Deutschland verkauften Blütenpollen stammen aus Spanien und China. Durch ein enges Gitter gelangen die Flugbienen in den Innenraum der Beute und streifen dabei ihre Pollenhöschen ab. 60 kg Pollen sammeln die Völker von April bis Juli. Täglich wird schonend geerntet, doch nur geringe Mengen, da maximal 10% der Jahresernte entnommen werden darf, denn sonst entsteht Stress im Volk, es wird in seiner Entwicklung gestört und verliert an Leistungsfähigkeit. Pollenkügelchen bestehen aus Millionen mit Nektar verklebten Blütenstaubkörnchen und bilden die Eiweißversorgung der Bienen, die für Nachzucht notwendig ist. Sie werden in den Zellen eingelagert und durch Milchsäuregärung haltbar gemacht.
Holzbeuten, keine Kunststoff- oder Styroporbeuten, wie häufig verwendet, mit Auro-Farben behandelt, um sie vor dem Austrocknen zu schützen, lagern in der Halle. Sie werden mit Mittelwänden bestückt und nach Bedarf auf die Großraumbeuten gesetzt, um den Bienen Raum für Brut und Honigeinlagerung zu bieten. Für das Wachs der Mittelwände der Honigwaben gibt es einen offenen Wachskreislauf. Es wird kein recyceltes Wachs verwendet, damit sich keine Umweltgifte im Wachs einlagern und weiter transportiert werden können. Somit verbessert sich auch die Wabenhygiene.
Eine vorgelagerte Honigschleuse verhindert, dass Bienen in den Schleuderraum gelangen. Im Schleuderraum selbst, arbeitet eine moderne ausgetüftelte Schleuderanlage, die die Honigwaben maschinell entdeckelt, schleudert, siebt und in 600 kg Fässer pumpt. Dort wird der gewonnene Honig 3-4 Tage zum Wachsabscheiden zwischengelagert. Schnell kristallisierende Blütenhonige werden dort schonend gerührt, um sie streichfähig zu halten, langsam kristallisierender Waldhonig bleibt lange flüssig. Gelagert wird der Spatzenhofhonig bei 13°C, da sich bei Temperaturen über 15° Enzyme abbauen. Verzehrt werden solle er am besten bei Zimmertemperatur. Da Lichteinfluss Honig qualitativ verändert, überlegt Markus Schwarz zukünftig seine 250 und 330 g Gläser durch Braunglas zu ersetzen. Dadurch wird zwar das visuelle Erlebnis geschmälert, die besondere Qualität jedoch bleibt für lange Zeit erhalten.
Eine der wichtigsten Imker-Tätigkeiten ist die Gesunderhaltung der Bienenstöcke und die Auseinandersetzung mit der Varroa Milbe. Ende der 80 er Jahren wurde zu Zuchtzwecken die asiatische Honigbiene, mit der Varroamilbe im Handgepäck, nach Europa gebracht und bereitet seit den 90 er Jahren den Imkern Probleme. Die Entwicklung des Schädlings entsteht in der verdeckelten Bienenbrut insbesondere auf der Drohnenbrut. Deshalb werden auf dem Spatzenhof jedes Jahr ein Großteil der Drohnenbrut geopfert, um als vorbeugende Maßnahme der Gefahr großer Verluste zu begegnen. Weitere zugelassene Behandlungen mit Ameisensäure werden bei Bedarf durchgeführt.
im Hofladen gibt es einige leckere Überraschungen der süßen Tracht zu kosten. Vom mild-aromatischen Akazien-Honig, den die Spatzenhof-Bienen im Saarland sammeln, über Tausend-Blüten-Honig, flüssigen Wald- und Tannenhonig, bis zum leicht bitteren Kastanien-Honig aus dem Pfälzer Wald, entdecken wir auch feinen Honigwein und goldgelben Honiglikör. Auch der besonders wertvolle Rohpropolis, dessen Ertrag von 200 Völkern bei etwa 6 kg im Jahr liegt und sich in besonderer Weise zur Herstellung von Tinkturen und hochwertiger Naturkosmetik eignet und Propolis-Balsam aus Propolis, Bienenwachs und Mandelöl steht in den Regalen.
Übrigens, Bienenhaltung kann und darf jeder – vielleicht nicht so professionell wie Markus Schwarz – aber mit Stadtimkern oder Bienenpatenschaften kann sich jeder für die Erhaltung der Artenvielfalt bei Pflanzen und Tieren engagieren.
Auf jeden Fall: mitsummen!
 
-edgar dadischeck-mai-2018-
 
———-Ende des Berichtes———-
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